Hier geht es um das echte Leben 11FREUNDE

Publish date: 2024-11-13

Am 38. Spieltag der Regio­nal­liga Nord geht es für den Bremer SV um alles. Der Verein steht auf einem direkten Abstiegs­platz, ein Punkt fehlt zur die Rele­ga­tion. Um die noch zu errei­chen, muss ein Heim­sieg gegen den Tabel­len­vierten aus Ottensen her. Doch kurz vor der Pause steht es 2:1 für die Gäste. In dieser Gemenge­lage geraten kurz vor dem Halb­zeit­pfiff zwei Spieler anein­ander. Einer von ihnen ist Marcus Coffie, Ver­tei­diger und Kapitän von Ottensen 05. Der Grund für die Auf­re­gung: Coffie sagt, er sei von dem Bremer Spieler ras­sis­tisch belei­digt worden.

Sofort infor­miert der 28-Jäh­rige den Schieds­richter über den Vor­fall. Aber der hat nur gesagt, dass er nie­manden bestrafen kann, weil er und sein Team nichts mit­be­kommen haben“, sagt Coffie. Dann habe er ent­schieden, das Spiel­feld zu ver­lassen. Für mich war klar: Ich kann so nicht wei­ter­spielen. Wenn jemand etwas ras­sis­ti­sches sagt und wir so tun, als sei nichts pas­siert, dann ist das Spiel an der Stelle für mich vorbei.“ Nach einer 20-minü­tigen Spiel­un­ter­bre­chung ver­lässt Teu­tonia Ottensen geschlossen das Feld.

Zwei Tage später. Der Fall ist inzwi­schen vor das Sport­ge­richt des Nord­deut­schen Fuß­ball­ver­bands gegangen. Und die Sport­richter werten das Spiel mit 5:0 für den Bremer SV. Die Ent­schei­dung ist natür­lich ganz klar“, erläu­tert Ver­bands­prä­si­dent und DFB-Vize Ralph-Uwe Schaf­fert im Gespräch mit 11FREUNDE. Der ein­zige, der ein Spiel abbre­chen kann, ist der Schieds­richter. Und der hat das nicht gemacht, son­dern die Ottenser haben das Spiel­feld ein­fach ver­lassen. Das geht natür­lich nicht.“ Bei den Otten­sern stößt das Urteil auf Unver­ständnis. Die Ent­schei­dung sei ein Schlag ins Gesicht“, heißt es auf der Ver­eins­home­page.

Die leben in einer Par­al­lel­welt“

Auch der Bremer SV nimmt Stel­lung zu dem Vor­fall – und weist die Vor­würfe von sich: Der betrof­fene Spieler hat uns glaub­haft ver­si­chert, dass er nie­manden ras­sis­tisch belei­digt hat.“ In der Causa steht Aus­sage gegen Aus­sage. Der Schieds­richter hat bereits auf dem Feld ver­sucht, eine Eini­gung zwi­schen den Spie­lern her­bei­zu­führen“, sagt Ralph-Uwe Schaf­fert. Das ist aber erwar­tungs­gemäß geschei­tert, weil jeder natür­lich auf seinem Stand­punkt beharrt hat.“

Als Marcus Coffie über Social Media von dem Urteil erfährt, sei er geschockt und ent­täuscht“ gewesen. Zwar habe er geahnt, dass das Spiel auch gegen seinen Verein gewertet werden könnte. Aber dieses 5:0 fühlt sich an wie eine Ansage. Wie ein State­ment, das andere abschre­cken soll, damit nie wieder eine Mann­schaft eigen­mächtig vom Platz geht.“ Er sei erstaunt über die Geschwin­dig­keit, mit der das Ver­fahren vor dem Sport­ge­richt ver­han­delt wurde. Das Urteil zeigt, dass das Thema dem Ver­band zu heiß ist. Man ver­sucht, das so schnell wie mög­lich bei Seite zu legen.“

Ralph-Uwe Schaf­fert beteuert dagegen die Not­wen­dig­keit, die Sache im Eil­ver­fahren zu ver­han­deln. Das ganze ist am Sonn­abend pas­siert und am Mitt­woch war Rele­ga­tion – also der Bremer SV oder Werder Bremen II. Es musste so schnell gehen.“ Dem FC Teu­tonia Ottensen wirft der Ver­bands­prä­si­dent vor, die Sach­lage zu ver­kennen: Die Ottenser schwingen in der Erklä­rung auf ihrer Home­page die Moral­keule. Das ist völlig ver­fehlt. Selbst wenn dieses N‑Wort, um das es hier geht, gefallen wäre, liegt es im Ermessen des Schieds­rich­ters, ob er das Spiel abbricht oder nicht. Die Mann­schaft hat nicht das Recht, ein­fach das Spiel­feld zu ver­lassen.“

Schaf­fert, so scheint es, hat den Verein schon länger im Auge. Vor­gänge wie diesen habe der Prä­si­dent des Nord­deut­schen Fuß­ball­ver­bands nicht zum ersten Mal mit Teu­tonia Ottensen erlebt. Ottensen kennt die Regeln ein­fach nicht. Die leben in einer Par­al­lel­welt. Beim Spiel gegen Lübeck zum Bei­spiel, da hatten wir eine Teil­sperre des Sta­dions ver­fügt. Und da bekomme ich eine Woche vor dem Spiel allen Ernstes ein Schreiben mit dem Antrag, den Aus­schluss zu wider­rufen, weil die tolle Atmo­sphäre mit der Pyro für die Spieler das High­light der Saison sei. Da kann ich nur noch den Kopf schüt­teln.“

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